Candyflossophy – Teen Spirit 2.0 – Mir platzt der Karohemd-Kragen! Von @candyfloss

Letztens auf einem renommierten, deutschen Mädchenblog gelesen: «Machen oder sein lassen: Das umgebundene Karohemd». Mit umgebunden ist notabene um die Hüften gemeint. Ich reib mir ungläubig die Augen. Dieser Titel ist so absurd, dass ich nicht weiss, ob ich lachen oder weinen soll. Dazu Bilder von Fashion Shows und deren Victims, die sich für die Variante «machen» entschieden haben. Und zwar ganz egal, ob sie als Oberbekleidung bereits einen dicken Pulli und eine Jacke tragen: Das Holzfällerhemd sitzt adrett um die Hüften gebunden. Als Accessoire. Als pures Statement, das besagt «Ich bin dabei. Bin dabei aber so ironisch, dass ich den 90ern nur zuzwinkere».

Die Gründe, weshalb mich dieser «neue (Mikro-)Trend» so sehr in Aufruhr versetzt sind mannigfaltig. Ich müsste jetzt auch wahnsinnig ausholen, um diese im Detail zu erläutern. Täte ich dies, würd ich vermutlich Sachen sagen wie: Schon klar, das Karohemd-Ding gehört zum ganzen 90ies-Comeback, speziell zur Sparte «Grunge». Ich würd dann weiterfahren mit: Hat man aber die 90er bewusst miterlebt, so weiss man, dass man sich das karierte Teil jeweils um die Hüften schlang, wenn es allenfalls zu heiss wurde und man nicht wusste wohin damit (okay, ein bisschen auch, weil es cool aussah, wenn Darlene aus «Roseanne» oder Claire Danes in «My so-called Life» ebendies taten). Hinzufügen würd ich dann so was Moralapostelmässiges wie: Hinzu kommt, dass Grunge die Musikrichtung, ja, Bewegung war, die sich Authentizität quasi in krakeliger Edding-Schrift auf die fettige Stirn geschrieben hatte. Nichts war, nach den überstylten 80ern, so uncool, wie etwas aus rein modischen Gründen, sprich, Gekünsteltes zu tun. Folgerichtig wird «Grunge», zumindest in meinem Wörterbuch, auch heute noch mit «Schmutz» und nicht etwa mit «Pailletten» übersetzt. Nirvanas Aufforderung «Come As You Are» kann also fast als Leitmotiv verstanden werden. Ginge ich gedanklich aber einen Schritt weiter, würd ich dann wohl schreiben, dass die ganzen Grunger somit auch einer Mode folgten. Nämlich ihrer eigenen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde ich schlussfolgern mit den Worten: Soweit also zur Ironie dieses aktuellen «Trends». Zwinker, bloody zwinker.

Aber, nevermind, all das erspar ich euch, denn das Fehlen jeglicher «Grunge-Credibility» ist nicht mal der Grund, weshalb mich das Ganze so sehr empört (sorry, Kurt). Nein, es geht mir prinzipiell um diese Unzweckmässigkeit! Textilien sind in erster Linie dazu da, vor Kälte und/oder Entblössung zu schützen (oder hab ich was verpasst?). Insofern ist mir auch ein «modischer Schal» bei 36-Grad-und-Sommerkleidchen ein Dorn im Auge. Oder wenn sich so ein Preppy bewusst einen Pulli um die Poloshirt-Schultern bindet. Ja, hallo, Johannes Huebl! Google will mir zwar weismachen, diese personifizierte Verhütungsmethode auf zwei überraschend behaarten Beinen habe diesen Fauxpas in Tat und Wahrheit nie begangen, aber, come on! Einer, der solche zweifarbigen Troddel-Loafers (unnötig zu sagen, dass ich versucht war «Troddel» mit Doppel-T statt -D zu schreiben) und solche weissen Shorts trägt, hat doch definitiv das POTENZIAL so ein Vergehen zu begehen! Ist ihm, dem pauschalisierten Preppy-Poser-Präser – nennen wir ihn einfach mal Herr Huebl – zu heiss, soll er den Pulli zu Hause lassen. Oder in seinem schnittigen Ivy-League-Schlitten. Oder er bindet ihn sich um die Hüften, wie jeder normale Mensch! Himmel, Arsch und Zwirn!

Yours truly,
@Candyfloss

Alle Candyphlossophy-Beiträge gibt’s unter www.blaaablaaa.com/tag/candyflossophy

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